Schweden 2021

Nur 15 Km östlich vom Fährhafen Trelleborg direkt am Smygehuk, dem südlichsten Punkt Schwedens, befindet sich eine große Wiese (N 55° 20′ 23.64″, E 13° 21′ 42.11″), die als kostenloser Stellplatz von Wohnmobilen und Autos mit und ohne Wohnwagen genutzt wird. Ein idealer Ort, wenn man abends mit der Fähre ankommt und nicht mehr weit fahren will. Dieser Platz ist auch sehr gut als letzter Übernachtungsstop geeignet, wenn man frühmorgens auf die Fähre will. Man hat einen schönen Ausblick auf die Ostsee und die dazwischen liegenden Pferdekoppeln. Im kleinen Hafen von Smygehukhamn gibt es ein Café und einen Fischladen mit frischen Fisch und Räucherfisch. Von hier aus sind es noch 32 Km bis Ystad.

Nach einer ruhigen Nacht kann die Schwedenreise beginnen. Da wir in diesem Jahr Südschweden möglichst schnell verlassen wollen, fahren wir erstmal 320 Km in Richtung Norden über Ystad, Kristianstad, Karlshamn, Växjö, Aseda und Virserum an den kleinen See Stora Hammarsjön bei Hultsfred. Hier befindet sich abgelegen mitten im Wald direkt am See ein sehr schöner Stellplatz mit Plattform, auf der zwei Schutzhütten, ein Grillplatz mit Feuerholz und Picknicktische stehen (N 57° 26′ 23.25″, E 15° 43′ 33.93″). Ein Toilettenhäuschen für Camper ohne eigene Toilette ist ebenfalls vorhanden. Für dieses Idyll nehmen wir die ca. 6 Km Schotterstraße ab Valsborg nach Järnforsen gern in Kauf.

Leider ist der beste Platz an der Plattform bereits belegt. Ein Bachstelzenpaar hat für ihr Nest eine der Schutzhütten ausgewählt. Da wollen wir nicht stören und parken 100m daneben auf einem ebenfalls sehr schönen Platz direkt am Wasser.

Ü0Azum ersten Mal in diesem Jahr unser Kajak zum Einsatz. Am ersten Tag paddeln wir die Nordostseite vom See ab, am zweiten Tag die Südwestseite. Danach geht es jeweils direkt ins Wasser, aber langes Schwimmen ist bei der niedrigen Wassertemperatur noch nicht möglich. Dafür können wir bereits draussen sitzen, kochen und essen. Und das fast ohne Mücken.

Nach zwei Tagen geht es weiter über Linköping, Norrköping und Västeras zum Dalälven südlich von Gävle. Wir sind jetzt schon nördlicher als Stockholm. Hier bildet der Fluß Dalälven eine typische schwedische Seenlandschaft mit mehreren Inseln die über Dämme und Brücken durch eine Straße verbunden sind. Ein Paradies für Freisteher. Wir wählen einen Platz an der Ostseite des Sees bei Hedesunda (N 60° 20′ 25.44″, E 17° 1′ 34.87″), um den Sonnenuntergang zu genießen. Der nächste Tag ist kalt, windig und regnerisch. An Paddeln und Schwimmen ist im Moment leider nicht zu denken.

Unser Ziel ist in diesem Jahr der Storforsen bei Jokkmokk und die Überfahrung des Polarkreises. Wir wollen ein paar Polartage erleben, an denen um Mittsommer die Sonne nicht unter den Horizont geht. Deshalb geht es schnell weiter über die E4 Richtung Norden über Gävle nach Langvind an die Ostseeküste. Dort finden wir einen sehr einsamen Platz direkt auf der Staumauer des angestauten Sees Norasjön bei Enanger kurz vor Langvind (N 61° 27′ 50.76″, E 17° 5′ 40.72″). Zum Paddeln ist es immer noch zu windig, aber für eine Wanderung nach Langvind Hamn im Nieselregen reicht das Wetter. Im Ort finden wir ein Loppis mit allerlei Krimskram zu sehr fairen Preisen und einen offiziellen kostenlosen Stellplatz mit Toilettenhäuschen, Grillplatz und Mülltonne direkt an der Ostsee.

Am Abend kommt ein deutscher Kastenwagen und kuschelt sich dicht neben uns in unsere Idylle. Deshalb fahren wir am nächsten Morgen die restlichen 3 Km bis zur Küste und stellen uns auf den kostenlosen Stellplatz von Langvind Hamn (N 61° 27′ 36.35″, E 17° 8′ 4.92″).

Es nieselt immer noch ein bisschen, aber mit Regenjacke reicht es schon für einen kleinen Rundweg, den die Gemeinde hier angelegt hat, um diesen historischen Platz den Gästen näher zu bringen. Hier wurde im 18./19. Jahrhundert Eisenerz abgebaut und eingeschmolzen für die Waffenschmieden der schwedischen Könige. Vieles ist noch als Ruinen zu besichtigen, und ein Herrenhaus gibt es natürlich auch. Ein verwunschener Ort aus einer anderen Zeit. Wir lassen uns hinübertragen in diese längst vergangene Zeit.

Wir bleiben drei Tage und drehen zum ersten Mal eine große Paddelrunde auf der Ostsee. Das Wasser ist aber immer noch sehr eisig. Schwimmen in der Ostssee heben wir uns für wärmere Zeiten auf. Unser nächster Platz liegt nur einige Kilometer weiter nördlich an dem kleinen Angelsee Södra Herrgardstjärnen bei Sörfjärden ebenfalls fast an der Ostseeküste (N 62° 2′ 3.09″, E 17° 25′ 47.11″). Paddeln und schwimmen sind hier leider nicht erlaubt, aber dafür gibt es einen schönen Rundwanderweg um den halben See und durch einen verwunschenen Wald an die Küste zu einem schönen Sandstrand und dann durch den Ort wieder zurück zu unserem Wohnmobil. Eine Schutzhütte für Wanderer bzw. Camper ohne Zelt ist ebenfalls vorhanden mit genügend Feuerholz für kalte Tage und zum Kochen.

Am nächsten Tag ist wieder Nieselregen angesagt. Also fahren wir weiter nach Sundwall zum Gastanken und zum Einkaufen bei Lidl. Wir fahren im Regen etwas durch die Stadt, die eine der schönsten Städte Schwedens sein soll. Leider können wir mit dem Wohnmobil nicht durch die Fußgängerzone, und an Parken in der Nähe des Stadtzentrums ist auch nicht zu denken. Wir nutzen das Regenwetter zum Strecke machen, verlassen die Küste und fahren die 86 am Fluß Indalsälven entlang ins Landesinnere. Wir wollen an einen sehr abgelegenen Stellplatz am See Stor Skälsjön (N 62° 49′ 35.71″, E 16° 53′ 48.94″), der eine Sauna haben soll. Der See ist nur über eine ca. 20 Km lange Schotterstraße zu erreichen, bei Regen ein besonderes Vergnügen für Fahrer und Wohnmobil. Als wir ankommen, ist das Wohnmobil total eingesaut. Dafür ist die Sauna bei diesem Wetter genau das Richtige. Feuerholz ist genug vorhanden. Wir teilen uns den Platz mit einer schwedischen Familie mit drei Kindern und einem kleinen Hund, die mit Wohnwagen und Vorzelt hier anscheinend schon länger stehen. Am nächsten Tag ist das Wetter zwar schon etwas besser, aber immer noch ziemlich kalt. Also heize ich am Nachmittag die Sauna an. Für Christine ist es das erste Mal in einer Sauna. Sie bleibt nicht so lange drin, aber ich genieße es. Meine letzte Sauna hatte ich in Whangarei in Neuseeland vor ungefähr 15 Jahren. Wir machen drei Saunagänge und kühlen uns nach jedem Mal direkt im kalten See vor der Sauna ab. Danach fühlt man sich wie neugeboren.

Nach drei Tagen bessert sich das Wetter. Wir fahren weiter gen Norden auf der 86 und 87 zur 90 und dann entlang des Angermanälven zu einem Picknickplatz bei Garelehöjden, der auf einer Landzunge am Fluß liegt (N 63° 36′ 5.75″, E 16° 48′ 3.79″). Die umliegenden Anwohner haben hier auf einer Lichtung an einem Sandstrand ein kleines Refugium für Camper, Wanderer und Badende geschaffen mit Schutzhütte, Picknick- und Grillplätzen und Trockentoilette. Selbst Feuerholz, Axt und Säge fehlen nicht. In der Hütte hängt eine kleine Box mit dem Hinweis auf eine freiwillige Spende für die Sauberhaltung des Platzes. Da wir kein schwedisches Bargeld haben, legen wir 15 Euro in die Box und bleiben drei Tage. Der Fluß und das Wetter sind ideal zum Paddeln. Am ersten Tag fahren wir flußaufwärts, bis die Strömung an einer engen Stelle in der Nähe eines Staudammes zu stark wird. Am nächsten Tag geht es vorsichtig flußabwärts. Aber schon an der nächsten Biegung wird die Strömung so stark, dass wir es vorziehen, zurück zu paddeln.

Wir fahren die 90 weiter zur E45 und dann bis Storuman. Nächster Stop ist ein wunderschöner Stellplatz auf der Insel Hjällholmen im See Storuman (N 65° 6′ 52.76″, E 17° 5′ 23.63″), der über eine Brücke erreichbar ist und wie die gleichnamige Stadt direkt an der E45 liegt. Hier legen wir wieder eine große Paddelrunde ein. Abends gesellen sich noch zwei Kastenwagen aus Mecklenburg-Vorpommern zu uns. Der Platz ist groß genug. Die Männer sind fanatische Angler, und wir sitzen mit den Frauen am Lagerfeuer. Die Kastenwagen fahren am nächsten Tag weiter. Dafür bekommen wir am Abend ein schwedisches Wohnmobil als Nachbar.

Unser nächstes Ziel ist nun endlich der Storforsen und die Überquerung des Polarkreises. Also weiter die E45 nach Norden und dann über die 94 zum Parkplatz am Storforsen bei Vidsel (N 65° 51′ 7.93″, E 20° 23′ 51.36″). Unterwegs treffen wir auf eine Herde Rentiere, die für sich die Straße in Anspruch nehmen. Sie trotteln ohne Scheu auf der Straße, schauen mal rechts und mal links und lassen sich nicht stören. Aber irgendwann haben sie ein Einsehen mit uns und lassen uns weiterfahren.

Trotz der Verspätung durch die Rentiere erreichen wir den Storforsen noch am Vormittag. Der Parkplatz scheint uns nicht für eine Übernachtung geeignet zu sein. Es ist Sonntag und damit der Touristenansturm an diesem Hotspot besonders groß. Er steht voll mit hauptsächlich schwedischen Wohnmobilen und PKW. Deshalb beschließen wir nach Besichtigung der Stromschnellen den Polarkreis noch heute zu überqueren und uns einen schönen Platz bei Jokkmock zu suchen. Die Stromschnellen am Storforsen gehören zu den größten und schnellsten Europas. Auch wir sind wahnsinnig beeindruckt. Noch lächelt Christine zufrieden in die Kamera. Aber dann passiert es. Vor einem kleinen Wasserfall etwas abseits der eigentlichen Stromschnellen übersieht Christine ein kreisrundes, ungesichertes, tiefes Loch direkt vor der Absperrung. Sie fällt voll hinein und knickt in dem Loch mit dem rechten Fuß um. Der Schmerz muß so groß gewesen sein, dass sie für einige Minuten fast bewußtlos war. Nach einer Weile kann ich sie aus dem Loch ziehen und auf eine in der Nähe befindliche Picknickbank legen. Leider läßt der Schmerz nicht nach, der Fuß schwillt an und wird blau. Wir warten noch eine halbe Stunde, aber da an Laufen überhaupt nicht zu denken ist, bitten wir ein schwedische Ehepaar eine Ambulanz zu rufen. Die Stromschnellen liegen weit abgelegen in einem Nationalpark. Nach ungefähr einer Stunde kommt erst die Feuerwehr mit Decke und Trinkwasser und danach ein Rettungswagen mit einer Assistenzärztin. Sie prüft den Fuß sehr genau und vermutet, dass wahrscheinlich nichts gebrochen ist. Sie legt einen Stützverband an, und wir bringen Christine zu Fuß aus dem unwegsamen Gelände bis zur fahrbaren Trage des Rettungswagens. Mit Unterstützung von mir und der Ärztin schafft es Christine bis zur Trage. Da es keine lebensbedrohliche Lage und Sonntagnachmittag ist und das nächste Krankenhaus weit weg, empfiehlt die Ärztin, zwei Tage abzuwarten. Sie verordnet Ruhe. Wird es von allein nicht besser, sollen wir am Dienstag eine Ambulanz aufsuchen und den Fuß röntgen lassen. Ich darf mit dem Wohnmobil in den Nationalpark einfahren bis zum Rettungswagen. Wir helfen Christine ins Wohnmobil, und ich fahre mit ihr wieder hoch zum Parkplatz. Christines Kreislauf hat sich inzwischen stabilisiert, und so beschließen wir unsere Fahrt fortzusetzen, wie wir es geplant hatten.

Kurz vor Jokkmokk überqueren wir den Polarkreis. Natürlich ist ein Halt auf dem Parkplatz direkt am Polarkreis ein Muß (N 66° 33′ 2.73, E 19° 45′ 51.5″). Leider kann Christine nicht aussteigen, sodass das berühmte Foto ohne sie gemacht werden muß.

Nach der Überquerung des Polarkreises fahren wir durch Jokkmokk und suchen uns einen schönen Platz am Fluß Lilla Luleälven (N 66° 36′ 15.4″, E 19° 53′ 18.95″). Die Strömung ist zu stark zum Paddeln und Schwimmen. Aber es ist ein guter Platz ganz einsam in der Wildnis, um Christines Fuß etwas Ruhe zu gönnen. Wenn es in zwei Tagen nicht besser wird, fahren wir nach Jokkmokk zum Arzt. Jetzt geht auch nachts die Sonne nicht mehr unter. Eine ganz neue Erfahrung für Christine.

Die Schmerzen lassen auch nach zwei Tagen Ruhe nicht nach. Wir fahren nach Jokkmock in die Ambulanz, bezahlen 30 € für die Konsultation und lassen den Fuß von einem Arzt begutachten. Röntgen ist mangels Personal im Moment nicht möglich. Aber da Christine das Fußgelenk bewegen und den Fuß mit ihrem vollen Gewicht belasten kann, kommt auch dieser Arzt nach eingehender Untersuchung zu dem Schluß, dass höchstwahrscheinlich nichts gebrochen ist. Er empfiehlt Geduld, Ruhe und gezielte Bewegung gleichzeitig. Derartige Prellungen und Verstauchungen können sehr lange dauern. Mit diesen Empfehlungen fahren wir für eine weitere Nacht nochmals zurück zu unseren letzten Platz am Fluß Lilla Luleälven .

Wir beschließen, ab jetzt wieder in Richtung Süden zu fahren. In genau zwei Wochen muß Christine für sechs Tage vom Stockholmer Flughafen nach Doha in Qatar fliegen. Wir hoffen, dass sie bis dahin wieder soweit laufen kann, um ihrer Arbeit nachzukommen. Also fahren wir über die 97 nach Lulea an die Ostseeküste. Hier finden wir zwar einen Stellplatz für die Nacht im Wald direkt an einem Sandstrand (N 65° 32′ 1.25″, E 22° 9′ 1.76), aber der Ort gefällt uns nicht. Man kann nicht schwimmen, weil das Wasser hunderte Meter weit nicht tief genug ist, außerdem weht kein Lüftchen, und es ist stickig heiß mit vielen Mücken.

So fahren wir schon am nächsten Tag die E4 weiter in Richtung Süden über Skelleftea und dann landeinwärts zu einem Picknickplatz am See Skramträsket bei Östra Skramträsk (N 66° 39′ 8.99″, E 20° 36′ 47.86″). Ein landschaftlich sehr schöner Platz mit Feuerstelle und Schutzhütte, der fast an die Schweiz erinnert, aber leider liegt er zu dicht an einer wegen diversen Baustellen und Umleitungen derzeitig viel befahrenen Straße. Selbst spät am Abend und am frühen Morgen ist der Vekehr sehr laut.

Obwohl der Platz ideal zum Schwimmen und Paddeln ist, fahren wir am nächsten Tag über Burträsk nach Tallträsk an den See Tallträsket (N 64° 28′ 49.69″, E 20° 11′ 13.12″). Wir sind das einzige Wohnmobil an einer beliebten Badestelle und stehen in der ersten Reihe auf einer Wiese direkt am Wasser, von den Einheimischen wird das akzeptiert. Vermutlich, weil Christine mit ihren Wanderstöcken als Gehilfe herumstolziert. Sie kann bereits ins Wasser gehen. Das Schwimmen tut ihr gut. Am zweiten Tag pumpem wir erstmal nach dem Unfall unser Kajak auf und paddeln eine große Runde über den See mit seinen vielen Inseln. Das ist einfach ein Traumplatz. Wir bleiben drei Tage. Nachts haben wir den Platz für uns allein.

Nach drei Tagen verlassen wir diesen, bisher schönsten Ort auf unserer diesjährigen Schwedentour und fahren über Umea weiter südlich an den kleinen, einsamen See Sölpsjön mitten im Wald bei Hömefors, der wiederum nur über eine Schotterstraße erreichbar ist (N 63° 40′ 39.98″, E 19° 49′ 39.94). Diesmal müssen wir sogar ein Gatter, dass Elche von der E4 fernhalten soll, öffnen und hinter uns wieder schließen. Jetzt stehen wir endlich mal wieder unter Bäumen nicht in der prallen Sonne, da es inzwischen auch hier oben im Norden richtig heiß geworden ist. Die Seen erwärmen sich bei der langen Sonneneinstrahlung sehr schnell. Das Wasser ist jetzt fast so warm, wie wir es aus der Karibik gewohnt sind. Also ist wieder schwimmen und paddeln angesagt. Auch kochen und essen wir seit zwei Wochen jeden Tag draussen in der Natur. Das fühlt sich immer besonders gut an. Die Aussicht ist wieder fantastisch, besonders kurz vor und nach Sonnenuntergang genießen wir das typische Farbenspiel hier oben im hohen Norden.

Am übernächsten Tag fahren wir die E4 weiter in Richtung Süden. Hier beginnt kurz vor Örnsköldsvik die Höga Kusten, eine felsige, hohe Steilküste und Schwedens beliebtestes Urlaubs- und Erholungsgebiet. Wir fahren in den kleinen Ostseehafen Skeppsmalen (N 63° 11′ 28.37″, E 19° 1′ 8.58″). Dort gibt es ein Surströmmingsmuseum, eine Fischräucherei und einen Stellplatz für Wohnmobile und Wohnwagen. Der Hafen ähnelt sehr den kleinen pituresken Fischerhäfen auf den Lofoten. Eigentlich ist die Höga Kusten ein Wanderparadies, aber durch Christines Fußverletzung muß das Wandern ausfallen. Die Fischtheke ist nicht besetzt. Heute gibt es nur eine Sorte ziemlich trockenen Räucherfisch gegen Kasse des Vertrauens. Frischer Fisch ist nicht vorhanden. Da wir sowieso kein schwedisches Bargeld haben, kaufe ich mir später einen Bückling im Lidl in Örnsköldsvik.

Fischerhafen Skeppsmalen

Wir beschließen, noch am gleichem Tag zu dem kleinen See Gälsjön bei Docksta zu fahren, der etwas abseits von der E4 liegt. Dort hoffen wir, allein zu stehen. Dafür nehmen wir wieder über 20 Km Schotterpiste in Kauf. Wir haben Glück und den besten Platz am See mit Picknicktisch und Sandstrand ganz für uns allein (N 63° 7′ 23.3″, E 18° 2′ 56.63″). Hier ist gerade Platz für ein größeres Wohnmobil etwas abseits von der Straße. Leider ist es ewas windig zum Paddeln, aber zum Schwimmen und entspannen ist diese Stelle super. Solche Plätze findet man unzählige in Schweden.

Auch an diesem schönen Platz können wir nur zwei Tage bleiben. Wir müssen endlich einmal Wäsche waschen. Wir entscheiden uns für den kleinen schönen Campingplatz Snibbencamping in Ramvik (N 62° 47′ 54.88, E 17° 52′ 11.26″). Der Platz liegt direkt am Wasser und kostet für uns ohne Strom 28 Euro, hinzu kommen 15 Euro für drei Waschmaschinenladungen. Wir erwischen zwar keinen Platz in der ersten Reihe am Wasser, aber dafür einen sehr schönen Platz auf einer Wiese unter Bäumen. Da es wieder sehr warm ist, kommt uns der Schatten gerade recht. Außerdem ist freies Wifi im Preis inbegriffen, so dass Christine sofort damit beginnt, ihr endlich fertiggestelltes Videoprojekt auf Vimeo hochzulagen. 5 GByte Videos sind mit unseren 1 GByte täglich sonst nicht zu machen. Für uns ist es das erste Mal in unserem Wohnmobilleben, dass wir auf einem Campingplatz sind. Bis auf die Waschmaschine bietet so ein Campingplatz nichts, was wir benötigen. Wir brauchen normalerweise keinen Strom, kein Wasser, keine Toilette und auch keine Dusche. Außerdem wimmelt es von Familien mit Kindern und Hunden. Es ist ein Kommen und Gehen, Autos, Wohnmobile und knatternde Motorräder den ganzen Tag. Kinder toben bis spät in die Nacht, Erwachsene unterhalten sich laut und Hunde bellen dazwischen. Also nichts für uns. Da stehen wir in der Wildnis bedeutend ruhiger und vor allem preiswerter.

Da alles erledigt ist und die Wäsche trocken, verlassen wir am nächsten Tag den Campingplatz und somit auch Höga Kusten über die E4 weiter in Richtung Süden. Inzwischen ist das Wetter umgeschlagen, es regnet seit dem frühen Morgen. Gut, dass der Regen solange gewartet hat, bis unsere Wäsche trocken war. So stoppen wir bei strömenden Regen in Sundvall beim Lidl und fahren danach zu unserem bereits bekannten Stellplatz nach Langvind. Bei dem Regen wollen wir uns nicht auf einem unbekannten Platz in der Wildnis festfahren. In Langvind wissen wir, voran wir sind. Wir stellen uns aber diesmal auf die andere Seite der kleinen Bucht an den kleinen Sportboothafen (N 61° 27′ 30.86, E 17°7′ 50.32″). Unsere „alte“ Stelle, der eigentliche Stellplatz, ist bereits mit drei Wohnmobilen belegt, später kommen noch vier weitere Wohnmobile dazu. Auf dieser Seite stehen wir erstmal allein. Aber auch hierher kommen später noch vier schwedische Wohnmobile. Platz ist genug, und wir stehen in der ersten Reihe am Wasser.

Sonntagmorgen ohne Sorgen! Am Mittwoch fliegt Christine für sechs Tage von Stockholm aus nach Doha. Am Dienstag haben wir bereits einen Termin zum verlangten PCR-Test am Flughafen, der von hier aus noch ca. 250 Km entfernt ist. Also beschließen wir, an diesen Platz noch den geruhsamen Sonntag zu genießen, und fahren am nächsten Tag weiter in Richtung Flughafen, der auf halber Strecke zwischen Uppsala und Stockholm liegt. Diese dichtbesiedelste Gegend von Schweden ist nicht als Freisteherparadies bekannt. Trotzdem finden wir einen schönen Badeplatz mit großem Parkplatz am See Lötsjön bei Länna östlich von Uppsala (N 59° 51′ 38.88, E 17° 56′ 39.12″). Am Tage wird der Platz von mehreren hundert Badegästen genutzt, aber am Abend wird es ruhiger, und wir stehen über Nacht fast ganz allein im hinteren Teil des Parkplatzes. Das morgendliche Schwimmen allein im See ist ein absolutes Hightlight.

Am Dienstag fahren wir die ungefähr 40 Km zum Flugplatz zum Test und wieder hierher zurück. Am Mittwoch geht es zuerst zum Lidl nach Uppsala, und danach bringe ich Christine zum Flugplatz. Mit einem Wohnmobil ist das immer eine große Herausforderung. Um das Terminal 5 herum wird großräumig gebaut, so dass Christine weite Wege zu Fuß mit dem Gepäck zurücklegen muß. Da ist nicht gerade gut für ihren noch nicht genesenen Fuß. Ich warte noch in der Nähe vom Flugplatz ab, bis Christine eingecheckt hat, und fahre dann zu einem idyllischen Badeplatz am See Garnsviken bei Akersberga (N 59° 30′ .19″, E 18° 16′ 6.83″), der schon im Stockholmer Schärengarten liegt und über den Akerskanal mit der Ostsee verbunden ist. Hier verbringe ich die Tage bis zu Christines Rückkehr.

Am Dienstag früh fahre ich zum Flughafen und hole Christine ab. Danach tanken wir Wasser an einer Tankstelle und finden einen Lidl. Nach dem Einkaufen fahren wir an meinen alten Platz zurück, um Christine ein paar Tage Ruhe zu gönnen. Am Mittwoch machen wir eine lange Paddelrunde über den See und am Donnerstag ist nur schwimmen angesagt.

Am Freitag fahren wir sehr zeitig zum Campingplatz Rösjöbaden Camping am See Rösjön bei Sollentuna 15 Km nördlich von Stockholm (N 59° 26′ 16.08″, E 17° 59′ 32.63″). Nach dem Einchecken und Abstellen des Wohnmobils gehen wir sofort zur Bushaltestelle, die direkt vor dem Campingplatz liegt, fahren bis zur U-Bahn und sind innerhalb von 40 Minuten in Gamla stan, der Altstadt von Stockholm.

Es ist erst kurz nach 10 Uhr, als wir in Gamla stan ankommen. Die Altstadt ist relativ klein und noch leer. Hoffentlich hält Christines Fuß durch. Ich kenne Stockholm bereits von früheren Besuchen. Wir gehen zuerst zum alten Markt und gönnen uns jeder eine schwedische Zimtschnecke. Ein Muss an diesem Ort. Danach geht es zum Königsschloss und ans Ufer von Djurgarden. Wenn man nicht gerade ins Wasa Museum oder ins Abba Museum will oder in den Vergnügungspark, ist damit schon fast alles gesehen. Die Ausflugsschiffe sind überfüllt. Das ist nicht ratsam zu Coronazeiten, wenn man erst eine Impfung hat. Wir gönnen uns ein gutes Mittagessen im Jerusalem Kebab und laufen danach noch etwas durch die schönen Gassen der Altstadt, die inzwischen sehr gut besucht ist. So langsam möchte Christine nicht mehr weiter laufen. Sie hat sich tapfer geschlagen. Also fahren wir zurück zum Campingplatz, schwimmen eine Runde und gönnen uns zum Abendessen jeder eine schöne Pizza im dortigen Restaurant.

Am Samstag sind wir total kaputt vom Stadtbummel. Eigentlich hatten wir für Stockholm zwei Tage eingeplant und deshalb auch den Campingplatz für zwei Tage bezahlt. Aber erstens haben wir das Wichtigste gesehen, und zweitens tut uns jetzt ein Tag Erholung wirklich gut. Also machen wir es wie viele Stockholmer und nutzen den Badeplatz direkt am Campingplatz. Bei dem heißen Wetter die wohl beste Idee. Ansonsten machen wir auf dem Campingplatz die gleichen Erfahrungen wie beim letzten Mal. Es sind einfach zu viele Menschen auf kleinem Raum. Es ist laut, Kinder schreien, Hunde bellen und Fahrzeuge kommen und gehen bis spät in die Nacht, außerdem Radiomusik und laute Unterhaltungen.

Am Sonntag verlassen wir schon sehr früh den Campingplatz und fahren die E4 durch Stockholm, Södertälje und Nyköping zu einem sehr abgelegenen Stellplatz am See Näsnaren bei Violstigen (N 58° 50′ 34.96″, E 16° 20′ 53.12″). Dieser Platz ist wiederum nur über eine ca. 20 Km lange Schotterstrasse erreichbar. Als wir ankamen, stand dort bereits ein Van mit deutschem Kennzeichen, der aber bald wegfuhr. Nun hatten wir den Platz für uns allein. Aber leider darf man dort nur einen Tag stehen, und zum Paddeln war es zu windig.

Für die nächsten Tage ist Regen angesagt. Also suchen wir nach einem Platz, wo man auch bei viel Regen sicher steht und sich nicht fest fährt, wenn man wieder weg will. Aber zuerst tanken wir in Norrköping ein letztes Mal in Schweden Gas und Diesel und füllen beim Lidl unseren Proviant auf. Wir fahren danach einige Plätze an, die aber bereits sehr voll sind. Daher fahren wir zu unserem bereits bekannten Platz am See Stora Hammarsjön bei Hultsfred, an dem wir schon am Anfang unserer Reise gestanden haben. Hier wissen wir, woran wir sind. Es steht nur ein deutscher Van da. Also ist hier Platz genug, der Regen kann kommen.

Unser deutscher Nachbar ist heute früh sehr zeitig weggefahren. Nun haben wir den Platz für uns allein. Am Abend erlaubt eine Regenpause sogar, draußen zu kochen und zu essen.

Am nächsten Tag hat sich das Wetter etwas gebessert. In fünf Tagen müssen wir früh morgens in Trelleborg auf die Fähre nach Travemünde fahren. Den Abend davor möchten wir auf unseren Parkplatz am Smygehuk sein. Deshalb fahren wir ca. 80 Km weiter in Richtung Süden und finden wieder einen schönen, einsamen Ort in der Nähe von Lenhovda direkt zwischen den Seen Sjöasjö und Alstren (N 57° 0′ 36.32″, E 15° 21′ 25.78″). Eine wahres Paradies zum Paddeln und ringsherum Blaubeeren und Himbeeren satt, aber leider noch keine Pilze. Hier werden wir es wohl zwei weitere Tage aushalten.

Leider hat sich das Wetter in den letzten Tagen verschlechtert. Nach einer durchregneten Nacht nutzen wir den folgenden Tag, um weiter in Richtung Smygehuk zu fahren. Wir stoppen bei strömenden Regen beim Lidl in Olofström und fahren danach zum Orlunden badplats am See Orlunden (N 56° 15′ 11.22″, E 24° 37′ 11.6″). Von hier aus sind es nur noch 158 Km bis Smygehuk zu unserem letzten Stellplatz vor der Fähre.

Heute früh ging es nun über Ystad, wo wir unsere letzten Schweden Kronen beim Lidl ausgegeben haben, zum Smygehuk. Die Wiese ist jetzt total voll. Man steht in Dreierreihen, aber kostenlos. Wir waren rechtzeitig hier und haben wieder einen Platz in der ersten Reihe. Morgen früh geht es von hier aus direkt auf die Fähre nach Travemünde. Und damit endet unsere diesjährige Schwedenreise.